Eindrücke bei der Flüchtlingshilfe

SBI Udo Fertig schrieb und trifft damit den Nagel auf den Kopf:

Warum schreibe ich eigentlich so viel über mein freiwilliges Engagement in den letzten Tagen?

Vielleicht, weil es (m)eine Art der Verarbeitung der erlebten Eindrücke ist.

Vielleicht auch, weil es deutlich machen soll, wie viel ehrenamtliches Engagement notwendig ist, um Menschen in Not zu helfen und um Menschen zum Nachdenken zu bringen, ob sie sich nicht auch ehrenamtlich und dauerhaft engagieren könnten. In den Hilfsorganisationen, bei der Feuerwehr oder beim THW. Lagen wie diese zeigen, was ehrenamtliche Einsatzkräfte leisten können, aber auch wie viele Einsatzkräfte nötig sind und dass all das nur möglich ist, wenn immer genügend Helferinnen und Helfer zur Verfügung stehen.

Vielleicht aber auch, weil ich die Schnauze voll habe, von dem Schrott, den ich täglich bei der Sichtung der Nachrichtenlage lesen muss. Insbesondere den ein oder anderen schwachsinnigen Kommentar unter Facebook-Posts. Man muss vor diesen Flüchtlingen, nein, vor diesen Menschen, nicht per se Angst haben. Ich habe in den letzten Tagen viele dieser Menschen gesehen und auch mit dem ein oder anderen ein bisschen gesprochen. Ich habe KEINEN EINZIGEN Menschen erlebt, der nicht freundlich war, der mich nicht respektvoll behandelt hat und der nicht aufrichtig dankbar war. Dankbar für etwas, das für uns selbstverständlich ist: Ein Dach über dem Kopf, ein einfaches Nachtlager um sich ausruhen zu können, die Gelegenheit zu haben, sich einfach einmal waschen oder duschen zu können oder sich satt essen zu können – und das alles, ohne Angst haben zu müssen.

Ich habe die erschöpften Menschen gesehen, wie sie zu uns gekommen sind, und ich habe sie erlebt, wie sie lächelnd von uns wieder weggegangen sind. Ich habe müde, erschöpfte und verängstigte Kinder ankommen sehen und ich habe sie auf Spielplätzen toben und sich wieder freuen sehen. Ich habe Schicksale hinter den Menschen erfahren und trotzdem den Eindruck gewinnen können, ihnen zumindest ein paar angenehme Momente beschert zu haben.

Nein, wir können das Grundproblem dieser Menschen sicher nicht lösen, aber wir können diesen Menschen mit Respekt begegnen und ihnen ein Stück Menschlichkeit zukommen lassen. Das kann jeder.

Als der Zug heute am Bahnsteig abfuhr, standen wir winkend am Bahnsteig. Feuerwehr, Bundespolizei, DB-Sicherheit. Aus dem Zug heraus winkten uns Erwachsene, Jugendliche, Kinder. Ich habe mich darüber gefreut. Nicht dass sie gefahren sind, sondern wie sie gefahren sind und dass sie Nürnberg sicher in guter Erinnerung behalten werden.

Morgen geht es dann wieder von vorne los, wenn die nächsten Menschen zu uns kommen. Ich freue mich drauf …

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